Wie viel Zeit darf mein Kind vor dem Bildschirm verbringen?

Ständig am Smartphone, TV oder immer am Computer: Bildschirmzeiten werden schnell zum Streitthema in der Familie. Viele Eltern sorgen sich wegen der Mediennutzung ihrer Kinder und wünschen sich genaue Zeitangaben, um eine Orientierung zu haben. Wichtig ist aber nicht nur auf das WIE LANGE zu schauen, sondern auch auf den Inhalt und die Motive für den Konsum:
  • WAS macht mein Kind vor dem Bildschirm? Der konsumierte Inhalt ist ebenso entscheidend.
  • WIESO sitzt mein Kind vor dem Bildschirm? Ist es eine von mehreren Freizeitbeschäftigungen oder wird bei Langeweile, zum Stressabbau und bei Problemen sofort zum Smartphone gegriffen?
  • WIE läuft es sonst im Leben? Wie läuft es in der Schule? In der Familie? Mit den Freunden?
Wichtiger als die exakte Einhaltung von Medienzeiten ist ein möglichst ausgewogener Alltag.
  • Gibt es medienfreie Zeiten?
  • Gibt es ausreichend Zeit für Bewegung, Hausaufgaben, Ernährung, Entspannung und Schlaf, gemeinsame Familienzeiten, soziale Kontakte und für sich selbst?
Auf die Balance kommt es an!
 
Nachfolgende Zeitangaben dienen zur Orientierung, denn Kinder und Familienumstände sind unterschiedlich und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Was für die einen okay ist, kann für andere bereits zu viel sein. Vereinbaren Sie feste Regeln mit Ihren Kindern. Die Vorgaben müssen nicht in Stein gemeißelt sein, im Gegenteil: Die besten Regeln wachsen mit steigendem Alter der Kinder mit.
Aber vereinbarte Regeln sollen bis zu einer neuen Abmachung auch eingehalten werden. Hier kann bspw. ein Mediennutzungsvertrag helfen. 

Kleinkinder 0-3 Jahre:
  • So wenig Bildschirmzeit wie möglich und am besten gar keine. Babys und Kleinkinder entdecken die Welt mit allen Sinnen – mit den Händen, Augen, Nase und Mund. Nicht durch einen Bildschirm.
  • Das Bilderbuch aus Pappe ist das Medium der Wahl.
  • Eher Hörmedien, wenig bis gar keine Bildschirmmedien.
  • Maximal 10-15 Minuten sind ausreichend.
 
Kindergartenkinder 3-6 Jahre:
  • Bildschirmgeräte erfordern viel Konzentration und Aufmerksamkeit. Die Grenze ist bei Kindergartenkindern schnell erreicht.
  • Bis zu 20-30 Minuten am Tag mit Begleitung.
  • Wichtig: Kinder in der digitalen Welt begleiten und gemeinsam altersgerechte Inhalte suchen.
  • Keine Bildschirmzeiten als Babysitter, vor dem Schlafengehen oder während den Essenszeiten.
  • Beobachten Sie wie Ihr Kind auf die Inhalte reagiert und passen Sie die Inhalte und Zeiten dementsprechend an (z.B. wenn es wild und unruhig wird).
  • Klar kommunizierte Medienzeiten und -dauer geben den Kindern eine bessere Tagesstruktur (fixe Bildschirmzeiten z.B. immer vor dem Abendessen …)
 
Grundschulkinder 6-11 Jahre:
  • Kinder benötigen weiterhin die Begleitung ihrer Eltern. Gemeinsam altersgerechte Inhalte, Videoclips, Spiele und Medienangebote suchen und auswählen.
  • Bis zu 60 Minuten am Tag. Auf körperliche Signale achten: Bei Unruhe, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Augen brennen wird es Zeit für eine Alternative.
  • Kinder zu medienfreien Alternativen motivieren (z.B. lesen, im Freien spielen, gemeinsam einen Kuchen backen, gemeinsam Gesellschaftsspiele spielen u.a.). Sorgen Sie für ausreichend Bewegung und Schlaf.
 
Mittelschulkinder 11-14 Jahre:
  • Viele Kinder und Jugendliche bekommen in diesem Alter das erste eigene Smartphone. Was es hierbei zu beachten gibt, lesen Sie hier.
  • Kinder beginnen ihre Freizeit und Mediennutzung zunehmend autonom zu gestalten und stoßen irgendwann unweigerlich auf nicht altersgerechte Inhalte und Angebote. Interessieren Sie sich auch weiterhin dafür, was Ihr Kind im Internet macht, und bleiben Sie als Gesprächspartner zur Verfügung. Sprechen Sie über mögliche Risiken und Gefahren im Netz und wie Kinder diese vermeiden können.
  • Vereinbaren Sie gemeinsam Medienzeiten. Ab diesem Alter bietet sich ein wöchentliches Zeitkontingent an, dass sich Kinder zunehmend selbstständig einteilen können. Wird die vereinbarte Zeit an nur zwei Tagen verbraucht, bleiben die Bildschirme für den Rest der Woche dunkel.
Eine Orientierung kann folgende Faustregel bieten:
  • zehn Minuten Medienzeit pro Lebensjahr am Tag oder
  • eine Stunde pro Lebensjahr in der Woche
  • Legen Sie den Fokus nicht nur auf die Dauer der Mediennutzung. Eine aktive und kreative Nutzung wie bspw. Programmieren, Filme schneiden, Podcast aufnehmen sind anders zu bewerten als eine passive Dauerberieselung.
  • Unterstützen und fördern Sie weiterhin medienfreie Aktivitäten. Achten Sie darauf, dass Bewegung, andere Hobbys, Freund:innen und Familie ausreichend Platz haben.
  • Vereinbaren Sie medienfreie (Familien)Zeiten: z.B. beim gemeinsamen Essen, nachts im Schlafzimmer oder bei den Hausaufgaben.

Ab 14 Jahren:
Kinder sind zunehmend autonomer. Der Einfluss der Erwachsenen schwindet. Die Mediennutzung ist Teil ihres Alltags und bietet Jugendlichen Unterstützung bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben.
Kinder ab diesem Alter brauchen das Gespräch mit ihren Eltern, aber sie benötigen immer weniger deren Ratschläge.
Auch wenn Sie die Faszination Ihres Kindes für bestimmte soziale Netzwerke oder Games nicht nachvollziehen können, lassen Sie sich diese Welt von Ihrem Kind zeigen und erklären, was es so spannend findet. So können Sie von Ihrem Kind ernst genommen werden und eine gute Vertrauensbasis schaffen, die es Ihrem Kind erleichtert, mit Ihnen sowohl über positive als auch über negative Erlebnisse bei der Internetnutzung zu sprechen.
 
Welche Routinen im Familienalltag können unterstützen?
Langfristig geht es darum, dass Kindern einen verantwortungsvollen und kompetenten Umgang mit Medien erlernen und Eltern wie Kinder ein gutes Gleichgewicht zwischen digitalen und analogen Interessen finden. Hierfür können Routinen im Alltag hilfreich sein.
Zum Beispiel können Regeln aufgestellt werden, die helfen, den Tag zu strukturieren:
  • Im Schulunterricht und bei den Hausaufgaben muss das Smartphone weggepackt werden.
  • Beim gemeinsamen Essen hat es nichts zu suchen und auch nicht auf dem Tisch zu liegen.
  • Ein bis zwei Stunden vor dem Schlafengehen hat das Smartphone Sendepause.
  • Gespielt und gesurft wird nur nach den Hausaufgaben und bis zum Abendessen. Danach ist Zeit für andere Interessen oder die Familie.
  • Es können auch medienfreie Tage oder Zeiten eingeführt werden – an die hält sich dann die ganze Familie.
Eltern kennen die Gewohnheiten ihrer Kinder am besten und können entscheiden, welche Vereinbarungen gut in den Alltag passen.
 
Weitere Informationen zu Bildschirmzeiten:
Schau-hin.info 
ProJuventute.ch 
Eine Initiative des Forum Prävention im Auftrag und Zusammenarbeit mit der Familienagentur und weiteren Projektpartnern.